Etappe Burgas – Sinemorets

Versprochen, ab jetzt wird nicht mehr über die Bulgaren geschimpft. Zumal ich diesmal das Arschloch war. Aber dazu ein paar Stunden zurück.
Mein Campingplatz lag nicht direkt in Burgas, sondern ca. 30 Kilometer gen Süden. Als mein Zug mit einer Stunde Verspätung eintraf, musste ich erst einmal einen funktionierenden Geldautomaten finden. Ist in Bulgarien nicht so leicht, jeder zweiter verweigerte meine Visa-Karte. Meine Bank konnte sich das natürlich nicht erklären.

So wurde es immer ein ganz schönes Gesuche und bis ich endlich an ein paar Scheinchen gekommen war, verging noch einmal eine Stunde. Da ich ausgeruht in Burgas angekommen war, waren die letzten Kilometer zum Platz kein Problem. Lediglich die Tatsache, dass der Platz schon geschlossen hatte erschwerte alles etwas. Ein anerkannter Party-Platz am schwarzen Meer – um 20 Uhr zu – was willste dazu sagen? Also hab ich mich mal wieder raufgemogelt, mit der ganz festen Absicht, ihr wisst Bescheid, am nächsten Morgen zu bezahlen. Ich hab also noch etwas völlig Überteuertes gefuttert und bin dann nach einer Stunde Meer beglotzen (leider war es dunkel) ins Zelt.

Eine weitere Kuriosität ist allerdings, dass dieser Campingplatz nicht nur früh schließt, sondern auch spät öffnet. Ich hingegen war um 6 Uhr wach. Ein erheblicher Interessenkonflikt, wenn ihr mich fragt. Ich wollte zwar bezahlen – aber nicht so dringend, wie ich weiter wollte. Das erste Mal, dass ich Zug gefahren bin, das erste Mal das ich einen Campingplatz geprellt hab… dieses Bulgarien offenbarte meine dunkle Seite. Ich verschwand jedenfalls auf dem gleichen Schleichweg, auf dem ich gekommen war und mein schlechtes Gewissen ließ ich einfach da. Ja, ich weiß, ist nicht in Ordnung und tut mir jetzt im Nachhinein auch wirklich leid, aber die Uhr lässt sich nicht mehr zurückdrehen.

Für mich ging es erst einmal in die nächste Stadt zum Vorräte auftanken und siehe da, auch hier war das Preisniveau nicht mit dem restlichen Bulgarien zu vergleichen. Die Preise am schwarzen Meer waren im Gegensatz zum restlichen Bulgarien wirklich gepfeffert.

Zum Glück gibt es dann aber doch Dinge, die sich nicht verändern. Wir alle wissen ja: Veränderungen sind immer schlecht. Die Straßen blieben wie gehabt gut und voll. Erst in Tsarevo zweigt die Hauptstraße von der Küstenstraße ab und dann wird es ein bisschen ruhiger. Hier hatte ich auch ein Schlüsselerlebnis. Denn kurz vor dem kleinen Ort Athopol gibt es ein wunderschönes Stück Küste. Dort kann man die schönste Seite Bulgariens sehen. Rechts das herrliche schwarze Meer und links die wundervollen Berge. Hier stimmt irgendwie alles, denn an dieser Stelle wird auch der stumpfsinnigste zum Nachdenken über seinen Platz in der Welt angeregt. Auch wenn es dem einen oder anderen nicht gefallen wird, aber ich kam zu dem Entschluss, ab hier beginnt mein Rückweg. Schmerzlich wurde mir bewusst: ja, du machst hier gerade etwas wahrhaft traumhaftes, aber niemand kann ewig träumen. Irgendwann muss man in die Realität zurückkehren und aufwachen. Aber eine verrückte Idee galt es noch durchzusetzen. Und die hieß Istanbul. Wo ich praktisch schon in der Nähe war. Danach würde es wieder auf den geplanten Weg nach Athen und dann per Flieger zurück in die Heimat gehen. Aber 5 Minuten weiterträumen, das musste jetzt noch drin sein…

schwarzes-Meer

Über den coolsten Campingplatz meiner bisherigen Reise werde ich euch morgen berichten und davon, dass es hier Menschen gab, die sowohl meine Einstellung zu Bulgarien gründlich geändert haben, als auch über Menschen, die ihre alte Vergangenheit noch einmal aufleben lassen.

Ein Hoch auf uns Spinner! Schön wars.