Gastbeitrag von der Mutti 🙂
Eine kleine Geschichte, von einer kleinen Ente, die vom Nest flog.
Nun denkt ja nicht, liebe Leser des ChrisCovery-Blogs, dass ich aus dem Nähkästchen plaudere und euch ganz andere Seiten von eurem Weltenbummler aufzeige (könnte ich ja, mach ich aber nicht).
Nein, hier geht es um eine Ente, die spurlos verschwunden ist, um eines Tages wieder in Sofia zu landen. Sofia , eine Stadt die ich nur jedem ans Herz legen kann. Sie stand nie auf meiner Rankingliste und höchstwahrscheinlich wäre ich auch nie dorthin gekommen, wenn nicht diese kleine Quietsche-Ente und natürlich Christian gewesen wären.
Ihr merkt, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – in diesem Fall ist Christian der Stamm – es sind oft die ungeplanten Ereignisse, die sich als etwas ganz besonderes herausstellen. Kurz und gut, ich habe die Ente zum Anlass genommen, um einen kleinen Kurzurlaub in Sofia zu machen.
Nach meiner Ankunft in Sofia fiel mir vor der gemieteten Ferienwohnung ein braungebrannter junger Mann ins Auge, der mir – vor allem auf Grund seines Fahrrads- recht bekannt vorkam. Der Geruch war neu, der Bart ziemlich stoppelig, aber doch, das ist mein Christian (fünf Wochen sind für eine alte Glucke wie mich eine lange Zeit.) Aber nun hatten wir eine gemeinsame Woche.
Nach einer kleinen Erkundungstour stellten wir fest, dass der Reiseführer nicht gelogen hat. Darin heißt es, dass Sofia, wenn man die löchrigen Gehwege und turbulenten Straßenverhältnisse überlebt, eine ziemlich sichere Stadt ist. Fehlende Gullideckel, lose Treppenstufen und immer wieder irgendwelche Betonteile liegen dort ziemlich deplatziert rum. Als alter Waldläufer machten mir die Straßenzustände nicht sehr viel aus, zumal ich von zu Hause einiges gewohnt bin.
Als ich die Stadt näher kennenlernte, war es nur noch pure Begeisterung. Klar ist manches noch sehr im Argen, aber man sieht immer wieder, wie bemüht die Einwohner um ihre Stadt sind. Es gibt Unmengen von schönen Parkanlagen, in denen sich die Sofianer und insbesondere deren Kinder tummeln können. Es sind nicht so sterile Anlagen mit großen „Betreten verboten“ Schildern, wie wir sie kennen. Nein, in diesen Anlagen wird gelebt. Hier treffen sich die Menschen, um zu singen, zu quatschen und naja, um auch mal ein Gläschen zu trinken.
Die City wartet mit wirklich schönen Sehenswürdigkeiten und vielen Einkaufsmeilen auf. Es gibt tolle Märkte, besonders beeindruckt hat mich der Buchmarkt, der täglich geöffnet ist und auf dem an mindestens 50 Ständen antiquarische Bücher in allen Facetten angeboten werden.
Aber Handel und Wandel ist nicht nur in der City, auch in den Randbezirken gibt es jede Menge kleiner Läden. Obst und Gemüse in Hülle und Fülle, Klamotten und Schuhläden und natürlich Buchläden. Kneipen mit wirklich gutem Essen und jede Menge Lebensmittelläden. Meist wird in diesen noch hinter einer Theke bedient, was die Verständigung natürlich ein wenig erschwert.
So haben Christian und ich uns in einem Geschäft ein besonders gut aussehendes Stück Käse hinter der Theke ausgesucht. Wir versuchten dem Verkäufer zu deuten, dass es dieses eine, besondere Stück Käse sein muss. Dieser zögerte allerdings und regierte auf unsere Nachfrage nach „Käse“ oder auch „Chees“ eher skeptisch. Wir waren der Meinung , der Verkäufer wollte uns lieber Butter anstatt des Käses verkaufen, er zeigte uns sogar ein Stück Deutscher Markenbutter und nickte wie verrückt mit dem Kopf und deuteten immer wieder abwechselnd auf das von uns auserwählte Stück Käse und die Butter in seiner Hand. Nun sollte man dazu wissen, dass die Bulgaren mit einem energischen Kopfschütteln einer Sache zustimmen und mit heftigem Nicken demzufolge verneinen. Doch alles Nicken half nichts, wir bestanden auf unseren Käse, er resignierte und verkaufte uns das Stück. Wir machten uns auf dem Heimweg darüber lustig, warum wir Butter auf die Butter schmieren sollten, dies klang nun wirklich wenig sinnvoll – komisches Volk, diese Bulgaren.
Am nächsten Morgen wurde mir schlagartig bewusst, was der nette Verkäufer meinte, denn als ich unser schönes Stück „Käse“ auspackte, war es doch tatsächlich…..BUTTER.
Am letzen Tag stellte ich übrigens fest, dass man mit russisch ein wenig weiter kommt als mit englisch, wobei mir das beim Käsekauf nichts geholfen hätte, denn das russische Wort für Käse weiß ich nicht mehr.
Ein weitere Auffälligkeit in Sofia sind die vielen Hunde und Katzen.
Die Katzen zeigen wahrlich Charakter. So scheint es in jeder Straße einen Boss zu geben, der die anderen zur Räson ruft. Doch nicht nur die anderen Katzen müssen ordentlich leiden, auch so manch großer Hund ist mit Geheul und eingekniffenem Schwanz von dannen gelaufen. Interessant war es auch immer, wenn der „Boss“ Frauen mit langen wedelnden Röcken auf dem Kieker hatte, aber zu ernsten Verletzungen ist es während unseren Aufenthalts nicht gekommen.
Wer nun denkt, neben den schlechten Straßen auch noch auf die Hinterlassenschaften der Hunde und Katzen achten zu müssen, hat falsch gedacht. Alles wird fein säuberlich von den Besitzern bzw. von der Müllabfuhr beseitigt. Vielleicht sollten unsere Großstädte Partnerschaften mit Sofia eingehen und sich einiges von den Bulgaren abschauen.
Es gäbe noch so viel aus Sofia zu berichten, z.B. dass der öffentliche Nahverkehr gut ausgebaut ist, um ihn aber zu verstehen, braucht man doch die Touristeninfo. Unser kleiner Abstecher in die nahegelegen Berge (für umgerechnet 2 Euro pro Tageskarte), klappte super. Und auch von freundlichen Menschen, leckerem Essen zu sehr freundlichen Preisen, von wahrlich sommerliche Temperaturen und vielen mehr……..
Doch genug der Schwärmerei. Macht euch selbst auf und ihr werdet schon sehen…..
Mein Fazit für die kleine Reise:
- Ich habe einen Sohn, der in fünf Wochen zwar mein Christian geblieben ist, aber um 100fache Erfahrungen bereichert ist
- Ich habe eine Stadt kennengelernt die nicht unter den Top 10 Europas steht und trotzdem für mich eine Stadt ist, die mich begeistert hat und die ich jederzeit gern wieder zurückkehren möchte
- Ich habe eine kleine Quietscheente, die eine große Mission zu erfüllen hat, ihrer Bestimmung zugeführt
Danke Christian für die schönen Tage!