Etappe Knjaževac-Pirot

Mein letzter Tag in Serbien… Irgendwie bin ich tatsächlich ein bisschen traurig. Anderseits freue ich mich auf Bulgarien und natürlich auf den Besuch von Mutti in Sofia. Eine Woche sinnenhaftes und sinnloses austauschen und das auch noch mit dem Menschen, von dem ich genau weiß wie, er tickt. Eine schöne Vorstellung, zumal es mir doch bis auf meine Telefonate nach Hause doch ein bisschen an Tiefgründigkeit mangelt. Philosophieren klappt eben nur, wenn die Gesprächspartner die gleiche Sprache beherrschen. Und da ich hier zu Besuch bin, bin ich leider das Problem.

Etwa 200 Kilometer lagen aber noch vor mir. Dazu galt es einen Bereich zu durchfahren, der auf der Karte als eindeutig anspruchsvoll eingezeichnet war. Frisch gestärkt und gut ausgeschlafen machte mir das keine Angst. Hauptsache nicht wieder langweilige Hauptstraßen. Und so machte ich mich nach der Abrechnung mit dem Oberkellner (die wieder günstiger als angesagt ausfiel) auch mit vielen guten Wünschen auf den Weg in eine neue Bergettape.

Und tatsächlich, heute lief es richtig gut. Die Anstiege waren zwar teils heftig, aber nie so lang, dass das schieben auf die Nerven ging. Links und rechts des Weges waren entweder Bäume oder Felsen, die Schatten spendeten. Und immer wieder gab es eine wahnsinnig tolle Aussicht.

Die Straße war gut und da Sonntag war, hielt sich der Verkehr bis auf wenige Bauern, die ihre Ernte einbrachte, auch in Grenzen. Nachdem ich einige von ihnen auch dabei erwischt hatte, wie sie ihre Trinkbehältnisse an Bergquellen füllten, hab ich sogar gegen meine kein-Trinkwasser-in Serbien-Regel verstoßen und es ihnen nachgeahmt. Keine Magenprobleme!

Zur Fahrettape selbst, lasse ich die Bilder sprechen.

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Aussicht-Knjaževac-Pirot

Was allerdings noch erwähnt sein muss, ist der Campingplatz zwischen Pirot und Dimitrovgrad. Hatte ich bisher angenommen, alle Serben seien herzensgute Exemplare der Menschheit, machte dieser das Bild ein wenig milchiger. Schlappe 13 € für einen Platz, der genau zwischen der wichtigen Zugtrasse Belgrad-Sofia und der viel befahrenen E80 lag. Hier nutzt jemand die Bedürftigkeit der Menschen richtig aus. Bei dem Preis kein Wunder, dass ich der einzige Gast auf dem Platz war. Mir gehts dabei echt nicht ums Geld, sondern einfach um die Art und Weise. Denn auch das angeschlossene Truckerhotel war alles andere als günstig. Und soviel ist mal klar, reiche LKW-Fahrer kenne ich keine. Da die bulgarische Weiterführung der E80 aber Sonntags für LKWs gesperrt ist, blieb auch den Fahrern nichts anderes übrig, als hier zu nächtigen. Das hatte zur Folge, dass sich diejenigen, die sich das Hotel nicht leisten konnten oder wollten, mit laufendem Motor auf den Parkplatz nebenan stellten, um die Klimaanlage ihrer Boliden zu betreiben. Du hast also Verkehrslärm von Links, Zugkrach von Rechts und nebenan laufen fünf oder sechs 480 PS Motoren, nur um die 4 qm Wohnfläche der LKW-Fahrer auf einer angenehmen Temperatur zu halten. Damit sind die 1.500 Dinar pro Nacht im Zelt eindeutig Wucher.

Da heiterten mich auch die die auf dem Platz lebenden zwei Hunde und die vielen Pfauen nicht. Wobei Pfaue echte Arschlöcher sind, wie ich feststellen musste. Die ganze Nacht schreien die irgendwelchen Mist zusammen und am Morgen hat auch noch einer nach mir gepickt, als ich (für ihn unverhofft) vom Klo kam. Völlig uncoole Viecher. Ich bewerte ja eigentlich keine meiner Unterkünfte, aber die bekommen eine Bewertung, die sich gewaschen hat!
Davon ab: meine Laune verhagelt es mir trotzdem nicht. Bulgarien ich komme!

Hunde-Truckerhotel
Pfauen-Truckerhotel