Außer Ein Wort, das alles umwirft. Also du bist richtig nett, außer… Oder, es war toll, außer…Ich persönlich mag das Wort gar nicht so gern, außer… ich hab eine Etappe wie die heutige erlebt.
Ich landete nach Belgrad wieder auf dem Donauradweg, dessen Qualität sich jetzt erheblich verschlechterte. In der Nacht zuvor hatte es stark geregnet und was die Auenlandschaft, durch die ich fuhr, unglaublich schön machte, machte den Weg zu einer der schwersten Passagen bislang.
Er führt nämlich auf dem Deich entlang und besteht aus sandigem, nach dem Regen schlammigen Untergrund. Und zwar so schlammig, dass ich 6 Kilometer vor dem Ziel nicht mehr in der Lage war zu fahren. Der Dreck setzte sich zwischen Rad und Schutzblech ab und bremste so sehr, dass ich schlicht und einfach zu langsam wurde, um noch das Gleichgewicht (beim radeln wichtig) halten zu können. So sehr ich mich auch anstrengte, es ging nicht mehr und so musste ich die letzen Kilometer schieben. Die Speziallisten unter euch werden jetzt sagen, hättest du dein Rad doch einfach sauber gemacht und weiter. Aber schieben ist tatsächlich einfacher, als alle 5 Minuten anzuhalten, zu reinigen und wieder weiterzufahren, denn der Schlamm war überall. Also glaubt mir, es ging nicht anders.
Dafür war der Campingplatz allererste Sahne. Super ausgestattet it tollen Sanitärräumen, Internet und viel Trinkwasser. Einziges Problem, ich war mal wieder der einzige mit Zelt. Es gab zwar viele Dauercamper, aber die hielten sich in einem anderen Teil des Platzes auf. Campen und Serbien… nix, was derzeit schon zusammenpasst. Allerdings staunte ich nicht schlecht, als der Platzwart am folgenden Morgen den Preis von Sage und schreibe 300 Dinar aufrief. So ungefähr 2,80 €. Nach dem ersten Platz in Novi Sad und dem gestrigen in Zemun (1.200 Dinar) vermutete ich einen Rechenfehler, aber der Platzwart bestand drauf. Ich drückte ihm aber trotzdem trotzig 500 Dinar in die Hand. Sollte er doch serbisch beleidigt sein… olle Zicke. Was soll’s, so schnell komme ich hier eh nicht mehr her.
Aber dann kam etwas, was wirklich keiner Erwähnung lohnt. Und zwar die heutige Etappe. Die war ungefähr so: steckt mal die Zunge raus, verschließt die Lippen und pustet unter der Zunge Luft heraus… Genau so war sie. Absolut langweilig! Außer…
Bis auf ein paar kleine Berge, ein paar kleine Wälder, ein paar kleine Orte… gibt es hier nix. So wenig, dass sich hier bereits Hotels ohne umliegende Ortschaften ansiedeln. Und in einem solchen musste ich auf Grund mangelnder Zeltmöglichkeiten an diesem Abend auch meine Etappe beenden. Allerdings macht das in diesem Gebiet nicht viel aus, denn ein wirklich tolles Apartment bekam ich bereits für 1200 Dinar, was den Schnitt der Campingplätze immer noch unterschritt. Und wenn man schon einmal in Geberlaune ist, dann geht man in diesem Hotel auch essen! So und jetzt zum außer. Der Kellner, der kein Wort Englisch oder Deutsch sprach, brachte mir umgehend die Karte. Ein junger, sehr sympathischer Kerl um die 20. Ein Bier bestellen ging noch ganz gut und da ich mein Phrasebook dabei hatte, haben wir zusammen auch noch die richtigen Wörter für bitte und danke erörtert. Höflichkeit muss sein! Er stiefelte also los, um mir das Bier zu besorgen und ich warf einen Blick in die… hä??? Moment. 1990 bis 1991 hatte ich sehr erfolgsfrei Russisch in der Schule und kannte mich daher aus: kyrillisch kannste nicht. Da half mir auch mein Buch nicht weiter.
Aber das Bild und die Überschrift auf der ersten Seite sahen vielversprechend aus. Ja, genau das Ding will ich haben. Als der Kellner Minuten später mit meinem Bier wiederkam, blickte ich ihn freudestrahlend an und tippte mit dem Finger auf das Bild. Er bekam schmale Lippen und schüttelte den Kopf… nee, das haben sie nicht, erkannte ich auch ohne Kyrillischkenntnisse. Und das war das einzige Bild in der Karte! Also bis auf einen Ritter. Und dass sie davon genug vorrätig hatten, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Aber der junge Mann hatte nicht vor, mir mein Essen und sich seinen Umsatz zu versauen. So wurde er erfinderisch: Er zeigte auf die Fleischbeilage in dem Bild. Ich fing an zu nicken… ja, Fleisch, das wollte ich. Okay, das war gut, oder auch nicht, denn immerhin gibt es da Varianten. Aber auch hier wurde er mit einem herzhaften Grunzen wieder erfinderisch. Bis ich realisierte, was er jetzt von mir will, fing er schon kräftig an, mit den Ellenbogen zu schlagen… Nee! Grunzen war okay, Huhn hatte ich schon zum Mittag.
Sichtlich zufrieden ob meiner Pantomimenerkennungsfähigkeiten zeigte er noch auf die abgebildeten Pommes und ich nickte zustimmend. Alles klar, heute gab es Schwein (hoffentlich gebraten) mit Pommes.
Keine 2 Minuten später kam der junge Mann sichtlich niedergeschlagen wieder. In der Küche schien es offensichtlich Unstimmigkeiten über die Gemüsebeilagen zu geben. Wir fanden das Wort für Salat allerdings im Büchlein und eine Pantomimenvorführung über die Art des Salates erstickte ich mit der universellen ist mir egal Handbewegung (rechte Handfläche fällt von oben nach unten).
Das Essen war (eventuell durch die schauspielerische Leistung bedingt) absolut großartig und ich ließ ihm neben dem Preis für das Essen auch noch eine Gage da. So einen Spaß hatte ich nicht mehr seit Novi Sad.
So ist das eben mit dem außer… Manchmal ist außer ein riesen Spaß