Erste Etappe: Wildenbruch – Dresden

Wildenbruch -> Dresden Teil 1

Also eines ist klar, ein Hotelbewerter möchte ich nicht sein. Es ist erstaunlich, wie sich das Wetter auf die Wahrnehmung des Umfeldes auswirkt. Als ich am Montag gegen 14:00 Uhr losgefahren bin, war es der Start in das größte Abenteuer meines Lebens.

Abfahrt 07.07.2014
Abfahrt 07.07.2014

Nach einem kurzen Schauer schien die Sonne, es waren um die 28 Grad und ich habe gut Strecke geschafft.  So schaffte ich es auch bereits nach knapp 3 Stunden Fahrzeit bis nach Lutherstadt Wittenberg. Leider wird die Schlosskirche derzeit saniert und so war kein Durchdringen bis zur magischen Tür möglich, die ja das religiöse Weltbild so stark geprägt hat. Dabei wollte ich doch auch so gern etwas daran nageln. Dabei dachte ich an die Sous-Ente, die mir Micha freundlicherweise als Maskottchen mitgegeben hat. Treu nach dem Motto „Hast Du Brot„, aber leider kam es wegen eines massiven Bauzaunes und eines ziemlich humorlos blickenden Touristenführer nicht dazu.

Sanierungsprojekt Wittenberg
Sanierungsprojekt Wittenberg

Oder vielleicht zum Glück. So wird sie mich halt bis nach Athen begleiten und als Fotoobjekt vor Sehenswürdigkeiten herhalten müssen. Wir würden das auch umdrehen, aber leider fehlt ihr der Daumen zum knipsen. Da sie eindeutig die glattere Haut hat, ist es wohl besser so.

Sous Ente - Wegbegleiter
Sous Ente – Wegbegleiter

Jedenfalls lief bis dahin alles ganz super. Ich hab viele Kilometer geschrubbt, keine Panne und das Wetter war auch hervorragend. Wenn es nicht zu früh gewesen wäre, hätte mich bestimmt irgendwann das große Gefühl von Freiheit gepackt, von dem andere Radreisende immer so schwärmen. Doch dann fingen die technischen Probleme an…

Zuerst gab es erheblichen Streit zwischen mir und meiner Navigationsapp. Die von mir so mühsam vorgeplante Route führte über eine Brücke,  die für Fahrradfahrer absolut gesperrt war. Eine Umplanung war allerdings auch nicht möglich. Dieser ganze technische Schnickschnack kostet unheimlich viel Zeit und Nerven, also fahre ich seit diesem Zeitpunkt ohne App. Geht dann auch nicht mehr so auf den Akku. Prinzipiell war die Strecke ja klar, den Elberadweg flussabwärts nach Melnik in der Tschechei. Wozu also führen lassen, wenn doch alle paar Meter ein Hinweisschild steht? Da ich noch gut drauf war und auch noch Bock aufs radeln hatte, wollte ich Wittenberg so schnell wie möglich hinter mir lassen und noch ein bisschen Strecke aufholen, die ich durch meinen einen Tag zu späten Start eingebüßt hatte. Irgendwie war ich da noch sehr hoffnungsfroh, dass ich weiterhin so gut vorankommen würde.  Als es dann die ersten kleineren Basteleien mit der streikenden Schaltung gab, beschloss ich mir doch eine Unterkunft zu suchen. Wildcampen kam erst einmal auf Grund meiner „Null-Camping-Erfahrung“ nicht in Frage, denn ich wollte das Zelt erst einmal unter Feldbedingungen erproben, bevor ich es irgendwo im Gebüsch aufstelle.

So landete ich in dem kleinen unscheinbaren Elbdörfchen Klöden (da es hier bei Telefonaten zu Missverständnissen gekommen ist: mit „D“ nicht mit „T“!) auf einem kleinem privaten Campingplatz. Der war sehr übersichtlich belegt, die Radreisesaison hatte scheinbar noch nicht angefangen oder die restlichen Radreisenden wussten mehr als ich – kann auch sein. Es war jedenfalls alles da, was mein Herz begehrte. Ein trockener Platz zum Zelt aufschlagen, eine saubere und vor allem warme Dusche und sogar eine kleine Küche für Camper. Um das Ambiente zu wahren, gab es zudem noch hunderte von Mücken, was mir aber dank diversen Mittelchen, die mir Mutti ins Gepäck gelegt hat, rein gar nichts ausmachte. Zufrieden über die erbrachte Leistung und erschöpft wegen eben dieser legte ich mich nach ein paar Telefonaten mit der Heimat todmüde in den Schlafsack.

Und dann brach das Inferno los. Genau wie der Zeltplatzleiter es prognostiziert hatte, gab es ein höllisches Gewitter. Vielleicht die Rache für meinen blasphemischen Gedanken, die Sousente anzunageln? Sollte ich tatsächlich jetzt schon, nach gerade erst einmal 98 Kilometern unter einer Birke in dem verschlafensten Nest der Welt das Zeitliche segnen? In Klöden? Niemals!

Es ging gerade noch einmal gut, kann ich euch sagen. Allerdings waren kaum mehr als acht Stunden Schlaf drin. (Das zum Thema, Christian macht Urlaub… ist ja wohl lächerlich)
Der Regen wechselte lediglich in der Intensität von kleinen dünnen, aber vielen, zu großen dicken, aber nicht so vielen Tropfen. Endlich gegen halb 9 am Dienstagmorgen ließ er nach und hörte eine halbe Stunde später ganz auf. Zu diesem Zeitpunkt war mein Motivationstief schon erreicht. Da ich aber nicht genau wusste, wo ich sonst hin sollte, beschloss ich das Zelt abzubauen, das Rad startklar zu machen und trotzdem noch ein bisschen weiter Richtung Griechenland zu fahren. Ein Teil war ja immerhin schon geschafft und wer gibt denn schon so kurz vor dem Ziel auf? Ich jedenfalls nicht.

Weiter gehts Morgen 😉



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